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Mehr als nur Müll (Zeitungsartikel aus der MZ)

Auf dem Gelände der einstigen Mülldeponie Derndorf wird künftig doppelt Energie erzeugt. Derzeit wird aus dem Methangas der Deponie Strom gewonnen, schon im Juni soll dort zusätzlich eine Photovoltaikanlage stehen, die die Sonnenenergie nutzt.

Derzeit gibt es in Bayern 19 solcher Solaranlagen auf Deponien, zwei davon in Schwaben. Das Landesamt für Umwelt, das bei solchen Vorhaben zu beteiligen ist, begrüßt die Kombination ausdrücklich: Es werde kein zusätzliches Land verbraucht, die Infrastruktur sei oft vorhanden, das Gelände liege günstig und es gebe keinen Baumschatten.

Die Anlage bei Derndorf will die Dorfenergie aus Eppishausen betreiben, sie lud deshalb zur Informationsveranstaltung nach Kirchheim ein. Rund 40 Interessierte waren gekommen, um sich über eine Beteiligung an der Anlage und damit über den Beitritt zu der Eppishauser Genossenschaft zu informieren.

Vertreter der Dorfenergie stellten zunächst die Genossenschaft im Allgemeinen und dann das Projekt Mülldeponie im Speziellen vor. Es ist das vierte Projekt der Dorfenergie, die Solaranlagen auf dem Bauhof und der Fundushalle in Eppishausen, dem Vereinshaus in Haselbach und der Turnhalle der Mittelschule Kirchheim betreibt und so im Jahr insgesamt rund 160000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt.

Die Freiflächenphotovoltaikanlage auf der einstigen Deponie Derndorf soll eine Größe von 426?Kilowattpeak (kWp) haben und so im Jahr 425000 kWh Strom erzeugen – eine Menge, die umgerechnet für über 100 Haushalte ausreichte. Die Dorfenergie rechnet mit einem jährlichen Stromertrag von 78000?Euro. Weil der Aufstellungsbeschluss rechtzeitig verabschiedet worden ist und die Anlage bis 30. Juni in Betrieb sein soll, gibt es noch die höhere Einspeisevergütung, erklärten die Vertreter der Dorfenergie.

Für die Investition in Höhe von 760000?Euro sind 260000 Euro Eigenkapital durch den Verkauf neuer Anteile vorgesehen. Ein Anteil entspricht 500 Euro. Es werden also 520 neue Genossenschaftsanteile verkauft. Da die Deponie den Gemeinden Kirchheim und Eppishausen gehört, werden die Anteile entsprechend verteilt: 330 Anteile können zunächst die Kirchheimer kaufen, 190 die Eppishauser. Derzeit ist die Anzahl der Anteile pro Person auf 20 beschränkt.

Die Rendite soll bei etwa fünf Prozent liegen

Wie Hermann Kerler, Aufsichtsratsvorsitzender der Dorfenergie, erklärte, biete eine Genossenschaft eine Teilhabe der Bürger auf breiter Basis. Ein Kopf bedeutet eine Stimme. Wer Mitglied wird, ist an allen Projekten der Dorfenergie beteiligt. Die Dorfenergie rechnet mit einer jährlich ausbezahlten Rendite von etwa fünf Prozent. Doch die Beteiligung an einer Genossenschaft sollte nicht mit einer kurzfristigen lukrativen Geldanlage verwechselt werden, so Kerler, „längerfristige Beteiligung“ sei wichtig. Eine Genossenschaft wie die Dorfenergie stärke die Dorfgemeinschaft und trage zur Wertschöpfung in der Region bei.

Wie Kerlers Vertreter Gerhard Steber erklärte, sei in Derndorf an der Deponie bereits ein Trafo vorhanden, der mitgenutzt werden könne. 1704 Module werden angebracht, zusammen mit 25 Wechselrichtern. Als Vorsichtsmaßnahme bleibt die Fläche in der Mitte, unter der zahlreiche Gasleitungen verlaufen, frei: „Wenn etwas repariert werden muss, kommt man so an die Gasleitungen hin“, erklärte Steber.

Weil die abdichtende Lehmschicht über dem Müll nicht beschädigt werden darf, kommen die Solarmodule auf ein Montagegestell, das mit Beton beschwert wird. Ein Gutachten, das das Landesamt für Umwelt in solchen Fällen anfordert, sieht keine Probleme in Sachen Statik, wie auch Anton Bauer, Leiter der kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt, bestätigt. Neben dem Abschluss von Versicherungen sollen Rücklagen für Abbau, Umbau oder Reparatur der Anlage weitere Sicherheit bieten.

Die letzten behördlichen Genehmigungen erwartet die Dorfenergie bis Mai. Mitte Mai könnte die Eppishauser Firma Öko-Haus mit dem Bau beginnen, sodass die Anlage im Juni ans Netz gehen kann. Wer weiß, welches Projekt die Dorfenergie dann als nächstes angeht – denn eins ist in so einer Genossenschaft sicher, so Steber: „Je mehr Projekte, umso geringer das Risiko.“

Teilhabe Wer Anteile kaufen will, soll sich bis 4. Mai bei der Dorfenergie melden. Vorsitzender Hubert Seitz ist unter der Telefonnummer 08266/869532 oder per E-Mail (hubert.seitz@vr-web.de) zu erreichen. Infos gibt es auch im Internet unter www.dorfenergie-eg.de

25.04.2012 | 19:35